300 Fahrgäste saßen drei Stunden in einem ICE fest

Von Walter Kaiser

Nersingen/Günzburg Etwa 300 Fahrgäste eines aus Ulm kommenden ICE saßen am Samstagabend drei Stunden fest. Kurz vor Nersingen hatte sich gegen 17.30 Uhr ein Mann vor den Zug geworfen. Im Einsatz waren auch die Feuerwehren aus Günzburg und Leipheim.

Nach Angaben des Günzburger Feuerwehrkommandanten Christian Eisele war die Bergung des Toten aufgrund des unwegsamen Geländes und des hohen Schnees äußerst schwierig. Die Günzburger Wehr wurde unter anderem gerufen, weil sie über eine Draisine, ein Schienenfahrzeug, verfügt, mit dem ein Teil der Retter an die Unfallstelle gebracht werden konnte, um die Leiche des Mannes zu bergen.

Notarzt und Rettungskräfte des Roten Kreuzes mussten von der Günzburger Feuerwehr mit einem geländegängigen, allradgetriebenen Fahrzeug zum Unfallort gebracht werden, erklärte Christian Eisele.

Zur psychologischen Betreuung der rund 40 Feuerwehrmänner – neben Günzburg und Leipheim waren auch Aktive der Wehren aus Straß und Unterfahlheim im Einsatz – waren das Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes Günzburg und der Notfallseelsorger des Feuerwehrkreisverbandes Günzburg vor Ort. Aufgrund der schwierigen örtlichen Gegebenheiten war die „Einsatzzentrale“ unter einer Brücke eingerichtet worden, sagte Eisele.

Lokführer unter Schock

Der Lokomotivführer des ICE, der von Dortmund über Ulm und Augsburg nach München unterwegs war, stand unter Schock. Trotzdem verharrte er im Zug, um den ICE bis zum Eintreffen eines anderen Lokführers heizen zu können. Die Verpflegung der etwa 300 Fahrgäste mit Speisen und Getränken war in dem Zug kein Problem, erklärte der Feuerwehrkommandant.

Es dauerte allerdings drei Stunden, bis der Ersatz-Lokführer eingetroffen war. Der ICE war nach dem Unfall weiter fahrtüchtig, die Fahrgäste mussten deshalb zum Glück nicht evakuiert werden. Allerdings saßen sie stundenlang auf freier Strecke in dem Zug fest.

Nachdem sein Kollege den ICE übernommen hatte, wurde der unter Schock stehende Lokomotivführer in die Kreisklinik nach Günzburg gebracht.

Ein Sprecher der Bahnpolizei hatte gegenüber Feuerwehrkommandant Eisele erklärt, seit einigen Wochen gebe es eine auffällige Häufung von Selbstmorden auf Bahngleisen.

Quelle: www.augsburger-allgemeine.de – Stand: 07.03.2010 – 14:30 Uhr

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