Neuer Kommandant und SBI bei der Freiwilligen Feuerwehr Günzburg gewählt

Am frühen Mittwochabend, 22. September 2021, fand bei der Freiwilligen Feuerwehr Günzburg die Dienst- und Mitgliederversammlung
statt. Die Dienstversammlung hatte es in sich.

Anwesende
Foto: Mario Obeser

Als der Oberbürgermeister der Stadt Günzburg und Vereinsvorsitzender Gerhard Jauernig vor einer stolzen Anzahl rund 110 Anwesenden die Dienstversammlung in der fast fertiggestellten Fahrzeughalle eröffnete, ahnten wohl schon einige, dass dieser Abend anders verlaufen würde, als viele vermutet hatten. Gekommen waren neben den zahlreichen Aktiven- und passiven Mitgliedern der Wehr auch die beiden Feuerwehrreferenten Ferdinand Munk und Günter Treutlein, der Kreisbrandrat Stefan Müller, Kreisbrandinspektor Albert Müller und der Ehrenkreisbrandinspektor Gerhard Hillmann. Ebenso der Leiter des Ordnungsamtes Georg Weißhaupt.

Kommandant stellte seinen Tätigkeitsbericht vor

Christian Eisele
Foto: Mario Obeser

1. Kommandant und Stadtbrandinspektor (SBI) Christian Eisele ließ das vergangene Jahr 2020 Revue passieren, wobei die Explosion der ehemaligen Tierzuchthalle, mit über 1 Million Euro Schaden sicherlich der spektakulärste Einsatz war. Die Einsatzzahlen sind im Vergleich zu den Vorjahren deutlich zurückgegangen. Waren es 2018 vor 463, 2019 dann 424, wurden 2020 insgesamt 387 Einsätze gewältigt, wobei sicherlich Corona in Verbindung mit den Lockdowns keine unwesentliche Rolle spielte und so die Zahl unter 400 sank. 344 Personen haben bei Übungen 3.296 Stunden geleistet. In Lehrgänge und Übungen investierten 78 Mitglieder 1.744 Stunden.

 

 

Neben mehreren Beschaffungen steht seit dem 24.September 2020 ein neues Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug HLF 20 Straße in Günzburg. Die Maße des Fahrzeuges werden den geengten Verhältnissen in der Altstadt gerecht.

Für 10 Jahre aktive Dienstzeit wurde Markus Mayer geehrt, Andreas Egly blickt bereits auf 30 Jahre Dienstzeit zurück. Zum Hauptfeuerwehrmann wurden Dennis Forrer, Tobias Hupfauer, Dominik Kautter, Marcel Mayer, Martin Schroweg und Markus Stempfle und zum Löschmeister Georg Kohler befördert. Weiter sind Stefan Jehle und Klaus Demharter nun Oberlöschmeister und Sven Megyes sowie Christian Eisele, der vom 2. Kommandanten Achim Senser befördert wurde, nun Brandmeister.

die befoerdeten

Mit Raphael Pfänder, Tim Eisele, Tim Deininger, Christian Koch, Jeremias Kemming, Tobias Müller, Vincenzo Aroli, Pascal Bröckl, Christian Koch, Andreas Hagemeister und Florian Hußlein wurden 11 neue Mitglieder in die aktive Wehr aufgenommen.

Eisele blickte auf die vergangenen 6 Jahre, seiner Amtsperiode seit der letzten Wahl zurück. Es hat beachtliches geleistet, soviel wurde bei seinen Aufzählungen der abgeschlossenen Projekte klar. Zu den gerade laufenden Projekten zählen u.a. das beschlossene Fahrzeugkonzept für die kommenden 4 Jahre, die Einführung der digitalen Alarmierung und die Konzeption des Übungsgeländes im Leitenweg mit allen beteiligten Stadtteilfeuerwehren. Zum sicherlich größten Projekt zählt der Neubau der Feuerwache. Diesen hat Eisele aktiv und maßgeblich begleitet. Viel Stress und Aufgaben waren zu bewältigen bis nun in Kürze die Fertigstellung stattfinden kann.

Bei dieser Dienstversammlung stand auch die Wahl des Kommandanten an. Wohl wissend, dass er ankündigte, 2027 nicht mehr kandidieren zu wollen, und es zur kurz bevorstehenden Wahl auch einen Gegenkandidaten gibt, sagte er: „Ich vergleiche einen SBI gern mit einem Fahrer in der Formel 1: der muss auch erst Formel 3, dann Formel 2 und kann dann letztlich in der Königsklasse fahren. Vor einigen Jahren hatten wir schon einmal für ein paar Jahre einen Notkommandanten, der damals sehr gut ausgebildet war, danach die ernüchternde Aussage von diesem: Das war die schlimmste Zeit in meinem Leben, das will ich nie wieder machen. Hier erkennt man die Verantwortung, die zeitliche Belastung und Vielschichtigkeit dieses Ehrenamtes“, so Eisele. Diese Worte sollten den Gegenkandidaten mutmaßlich zum Nachdenken bewegen, ob er denn wirklich seine Kandidatur aufrecht erhalten möchte.

OB Jauernig bedankte sich bei Eisele für seinen Einsatz und warf einen kurzen Blick auf die explodierte Tierzuchthalle, wo die Feuerwehr ihre Leistungsstärke zeigen konnte. „Natürlich können wir als Kommune das Rüstzeug stellen, eine neue Wache bauen und die Gerätschaften immer wieder auf den aktuellen Stand bringen, aber das entscheidende ist die Mannschaft, weiß Jauernig.

4 Mitglieder in der Jugendfeuerwehr

Jugendwart Fuessl Manuel
Foto: Mario Obeser

Die Jugendwarte Manuel Füssel und Markus Mayer hatten Ende 2020 14 Mitglieder in der Jugendfeuerwehr. Es konnten 8 neue Jugendanwärter und 2 Jugendanwärterinnen gewonnen werden. Es wurden Lehrgänge und auch ein Übungsbetrieb durchgeführt. Neu in die Jugendfeuerwehr wurden Albrecht Robin, Hörmann Simon und Neumann Noel aufgenommen.

 

 

 

 

Wahl des Kommandanten
Der Tagesordnungspunkt 4 hatte es dann in sich. Die Wahl des Kommandanten. Die beiden Feuerwehrreferenten Ferdinand Munk und Günter Treutlein erklärten sich ebenso wie Martin Schmitz bereit, als Beisitzer mitzuhelfen. Wahlberechtigt und anwesend waren 88 aktive Feuerwehrfrauen und Männer. Der Kandidat benötigt mehr als die Hälfte der abgegebenen gültigen Stimmen um die Wahl für sich zu entscheiden. Neben dem bisherigen Kommandanten und Standbrandinspektor Christian Eisele lies sich auch Christoph Stammer als Gegenkandidat aufstellen.

Beide Bewerber bekamen die Möglichkeit ihre Motivation auszuführen, warum sie sich für diese wichtige Führungsposition bewerben. Zuerst erhielt nach dem Alphabet – wie OB Jauernig ausführte – Christian Eisele das Wort.

Er stelle sich das letzte Mal zur Wahl, so Eisele. Er hat sich für diesen Schritt entschieden, weil in den nächsten Jahren ein wahnsinniger Umbruch bei den Führungskräften in der Wehr ansteht. Es bedarf seiner Meinung nach schon eine sehr gute Vorbereitung und Einarbeitungszeit. Er wolle noch viele Projekt zu Ende bringen, die er angefangen hat. Er warb um das Vertrauen der Wahlberechtigten.

Wie Christoph Stammer berichtet, ist er angetreten, um in den nächsten 6 Jahren die Feuerwehr zu leiten. Nach seiner Bekanntgabe, sich zur Wahl zu stellen, habe er viel Zuspruch erhalten. Allerdings waren auch Stimmen dabei, den nächsten Kommandanten in den kommenden 6 Jahren heranzuziehen zu wollen. Es ist ihm bewusst, dass er in sehr große Fußstapfen tritt und sich noch einiges an Wissen aneignen muss. Darin sieht er aber kein Problem, da er sich auf sehr gut ausgebildete Zug- und Gruppenführer verlassen kann und die Mannschaft motiviert ist. Er führte auch aus, was seine Ziele sind: Die Gemeinschaft muss wieder im Vordergrund stehen. Nicht nur in der Kernstadt, sondern auch zu den Stadtteilfeuerwehren. Dies bedeutet nicht nur Einsätze gemeinsam abzuarbeiten, sondern auch der kameradschaftliche Umgang unter den Feuerwehren. Es darf innerhalb der Feuerwehr keine Zwei-Klassen-Gesellschaft geben, weder zwischen den Feuerwachen der Stadt Günzburg noch in der Mannschaft. Es muss wieder mehr Verantwortung in die Positionen übergeben werden, die auch Verantwortung tragen sollten wie die Zug- und Gruppenführer. Hierzu zählt die eigenständige Abarbeitung von Einsätzen durch die Zugführer, oder der Kommandanten der Stadtteilfeuerwehren, ohne dass ein Führungsdienstgrad der Kernstadtwehr die Einsatzleitung übernimmt, oder übernehmen möchte. Das Personal will Stammer weiterhin auf ein solides Fundament stellen, was nur gelingt, wenn man Stärken und Potenzial eines jeden Einzelnen erkennt und fördert. Nicht derjenige muss gefördert werden, der sich am meisten anbietet, sondern derjenige der Leistung zeigt und bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. Weiterführende Lehrgänge sollen ausschließlich nach Qualifikation ausgewählt werden und nicht nach Nasenfaktor. Die Förderung der Jugendfeuerwehr und Anhebung der Frauenquote gehört ebenso zu den von ihm angestrebten Zielen.

Christoph Stammer

Das Ergebnis der Wahl war für viele unerwartet
Nach diesen Reden startete der Wahlgang. Und dieser sollte ein Paukenschlag werden, den viele so nicht erwartet hatten. Nach der akribischen und mehrfahren Auszählung der 88 Stimmzettel waren zwei nicht gültig, womit 86 Stimmen möglich waren. Auf Christian Eisele fielen 42 Stimmen und auf Christoph Stammer 44 Stimmen. Knapper hätte die Wahl zum Kommandanten nicht ausgehen können. Damit ist Stammer zum neuen 1. Kommandant und SBI der Freiwilligen Feuerwehr Günzburg gewählt worden. Die Stimmung wurde merklich eingetrübt. Eisele selbst, der 2. Kommandant und wie die Stimmen zeigten, fast die halbe aktive Mannschaft hatten damit gerechnet, dass er zwar mit Gegenstimmen rechnen muss, aber die Wahl für sich entscheiden kann.

Auszaehlung der Stimmen
Foto: Mario Obeser

Nach der Wahl muss Stammer nun im Stadtrat noch bestätigt werden. Danach erfolgt dann die Ernennung als neuer Kommandant und SBI.

Auf seine Wahl angesprochen erklärte Stammer ergänzend zu seiner Ansprache: „Das Ergebnis ist sehr knapp ausgefallen, ich hoffe aber in den nächsten 6 Jahren den erforderlichen Rückhalt zu bekommen um meine erklärten Ziele zu erreichen.“ Auf den bisherigen SBI angesprochen erklärte Stammer, dass Christian Eisele sehr viel zu verdanken ist, was er in den vergangenen 18 Jahren geleistet hat. Die Feuerwache, der Fuhrpark, die Ausstattung, hier trägt vieles seine Handschrift, er hatte Meilensteine bewegt, sonst würden wir heute nicht so dastehen.

 

Feuerwehr-Werdegang von Christoph Stammer
Christoph Stammer trat 12. März 2004 im Alter von 12 Jahren in die Jugendfeuerwehr der Freiwilligen Feuerwehr Günzburg ein, wo er dann bis zur Vollendung sines 18 Lebensjahres war und dann nahtlos in den aktiven Einsatzdienst übertrat. Seitdem hat der heute 29-Jährige mehrere Lehrgänge und Ausbildungen durchlaufen. Dazu gehören Truppmann und Truppführer, Sprechfunker, Atemschutzgeräteträger, Chemikalienschutz Anzugträger und Ausbilder in der Feuerwehr. Nachdem er den Lkw-Führerschein besitzt ist er auch Maschinist für Löschfahrzeuge und hat dazu noch an der Feuerwehrschule den Lehrgang zum Drehleitermaschinisten absolviert. Weiter hat er einen Jugendwartlehrgang, da er in der Jugendfeuerwehr tätig ist.

Wohl schwierige Situation bei der Zusammenarbeit
Christian Eisele ist und bleibt hauptamtlicher federführender Gerätewart. Auch Christoph Stammer ist Gerätewart. Nun ergibt sich im Gegensatz zu vor der Wahl, das während der Arbeit Christian Eisele der Chef von Christoph Stammer ist. Im Einsatzfall und Feuerwehrbelangen aber Stammer als SBI das Kommando vorgibt. Eine Situation die sich im Alltag schwierig gestalten dürfte.

In einem weiteren Wahlvorgang wurde Sven Megyes zum dritten Stellvertreter des Kommandanten gewählt.

OB warb um Zusammenhalt und hat mitfühlende Worte
In der weiterführenden Versammlung warb Jauernig mehrfach um den Zusammenhalt der Mannschaft. Er dankte dem bisherigen SBI: „Ich kann mir vorstellen, was gerade in dir vorgeht, bestimmt kein leichter Augenblick. Lieber Christian, du hast dich in hohem Maße um die Freiwillige Feuerwehr Günzburg verdient gemacht, heute kann ich in dieser Form nur Danke sagen.“

Jauernig richtete Glückwünsche an den neu gewählten Kommandanten und SBI und versprach die Mithilfe der Verwaltung ihn zu unterstützen, so gut es geht.

Kreisbrandinspektor Albert Müller holte nach mehrfachem Verschieben nach, Christian Eisele die Verleihung der Inspektionsnadel für besondere Verdienste zu verleihen.

Eisele und Albert Mueller Verleihung der Inspektionsnadel 1

Christian Eisele trat im Januar 1980 in die Feuerwehr ein und hat verschiedene Stufen durchlaufen. Seit 2003 war er Kommandant und SBI der Günzburger Feuerwehr. In den vergangenen 18 Jahren, also drei Wahlperioden, prägte er Feuerwehr in großem Maße. Er ist weiterhin hauptamtlicher federführender Gerätewart bei der Feuerwehr.

Helmut Stammer nun Ehrenkommandant

ERnennung Helmut Stammer Ehrenkommandant2
Foto: Mario Obeser

Helmut Stammer wurde von OB und Vereinsvorsitzenden Jauernig der Titel des Ehrenkommandanten verliehen. Der im Jahr 1953 Geborene ist zum 1. Januar 1972 der Freiwilligen Feuerwehr Günzburg beigetreten. Zunächst von 1976 bis 1990 im Vorstand als Schriftführer tätig und dann vom 21. März 1991 bis 10. April 2003 Kommandant und SBI. Bis 16. Mai 2016 war Stammer aktives Mitglied und hatte zahlreiche Lehrgänge absolviert. Sein Sohn ist es, der nun als neuer Kommandant die nächsten 6 Jahre prägen wird.

Im Anschluss folgte die Mitgliederversammlung

Im Tätigkeitsbericht des 1. Vorsitzenden OB Gerhard Jauernig erinnerte sich daran, dass er 2003 in dieses Amt gewählt und es bereits bei der 2. Vorstandssitzung zum Ausdruck gebracht wurde, über den Aus- und Umbach des ehemaligen Feuerwehrhauses zu sprechen. Mit den immer umfangreicheren Gerätschaften und weiteren Fahrzeugen wurden weitere Standorte gemietet, um diese unterzubringen. Als erste Stadt im Landkreis entschied man sich dazu, hauptamtliche Gerätewarte einzustellen. Es war bald klar, dass die Idee zu einem Neubau schnell Fahrt aufnehmen muss. Es sollte noch viele Jahre dauern, bis der Standort gefunden und die Entscheidung gefallen war. Nach dem Spatenstich 2018 und einer Investition von rund 10 Millionen Euro entstand eine der aktuell modernsten Feuerwache in Bayern. Jauernig dankte auch den Nachbarn, die die Einschränkungen und Belastungen während der Bauphase in Kauf nehmen mussten. Coronabedingt musste eine Feierlichkeit zum Einzug bisher entfallen. Aber nach Fertigstellung in wenigen Wochen wird im kommenden Jahr ein Tag der offenen Türe stattfinden mit Fahrzeugweihe, um die Wache der Öffentlichkeit im entsprechenden Rahmen präsentieren zu können.

Spendenaktion brachte eine große Summe ein
Eine großflächige Spendenaktion wurde ins Leben gerufen, um all das zu finanzieren, was im Rahmen der öffentlichen Hand einfach nicht möglich ist. Das Ziel war 50.000 Euro an Spenden zu bekommen um einen Jugendraum, einen Fitnessraum und das Florianstübchen auszustatten. Dieses Ziel wurde nicht nur erreicht, sondern übertroffen. So kamen in der Summe rund 70.000 Euro an Spenden und rund 14.000 Euro über Geldbußen vom Amtsgericht zusammen. So konnte der Verein den Neubau mit rund 90.000 Euro begleiten, womit die genannten Räume ausgestattet werden konnten. Ferdinand Munk gab eine Großspende für den Fitnessraum und Dieter Mengele für den Jugendraum.

assenwart Christian Hofner
Foto: Mario Obeser

Beim Kassenbricht stellte Schatzmeister Christian Hofner fest, dass der Verein finanziell stabil da steht. Die Entlastung der Vorstandschaft wurde mit drei Enthaltungen erteilt. Bei der Wahl des 1. Vorsitzenden stellte sich der bisherige Amtsinhaber OB Jauering zur Verfügung und wurde auch wieder gewählt. Auch Christian Hofner ist der alte und neue Kassenwart. Klaus Demharter stellte sich zur Wahl als Löschmeistervertreter und entschied diese auch für sich. Peter Demharter und Werner Gollmann wurden als Brandmeistervertreter gewählt.

Stellvertretend für alle Verstorbenen wurde an den im Dezember 2020 verstorbenen Feuerwehrkameraden Norbert Frick gedenkt.

Quelle: www.bsaktuell.de / Fotos: Mario Obeser