Feuer in Mehrfamilienhaus

Bewohner retten sich nachts barfuß und in kurzer Hose ins Freie

Von Georg Schalk

Günzburg Montag, 2.50 Uhr. Als der erste Rettungswagen in der Postgasse in der Günzburger Innenstadt eintrifft, stehen acht leicht bekleidete Menschen auf der Straße: Die einen haben nur eine kurze Hose an, die anderen warten barfuß zitternd auf Hilfe. Der Schreck steht ihnen ins Gesicht geschrieben. In ihrem Haus ist ein Feuer ausgebrochen. Das gesamte Gebäude ist verraucht. Die Leute, die von einer Sekunde auf die andere aus dem Schlaf gerissen wurden, haben sich ins Freie gerettet. Doch erst mussten sie durchs Treppenhaus, in dem der beißende Qualm hängt. Dabei haben sie giftige Rauchgase eingeatmet. Einige von ihnen husten.

Rettungsassistent Ralf Berchtold erkennt sofort den Ernst der Lage. Über die Leitstelle fordert der Mitarbeiter des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) in Günzburg Verstärkung an. Während er gemeinsam mit seinem Kollegen und dem Notarzt mit der Erstversorgung der Menschen beginnt, werden die Rettungswachen Langenau (Alb-Donau-Kreis) und Weißenhorn (Kreis Neu-Ulm) alarmiert. Sie schicken jeweils einen Rettungswagen nach Günzburg. Der in Jettingen stationierte Rettungswagen des BRK ist nicht greifbar: Er ist zu dieser Nachtzeit zu einem anderen Notfall gerufen worden.

Nur Bruchteile später rückt der Löschzug der Freiwilligen Feuerwehr Günzburg mit 28 Mann an. Die Floriansjünger unter der Leitung von Kommandant Christian Eisele beginnen, sich mit schwerem Atemschutz und Wärmebildkamera auszurüsten. Dann dringen sie in das Zweifamilienhaus ein.

Fahnder der Kripo stößt auf Teelichter

Im Keller stoßen sie auf den Brandherd. Er befindet sich in einem Nebenraum des Heizungskellers, der zur Wohngemeinschaft gehört. Ein Brandfahnder der Kriminalpolizei Neu-Ulm entdeckt später dort zwei Teelichter. Diese sollen ein Holzbrett angekohlt haben und dieses habe dann in Verbindung mit einem Stapel Zeitungen und Zeitschriften zu der starken Rauchentwicklung geführt, berichtet Edmund Martin vom Polizeipräsidium Schwaben Süd/West gestern am späten Nachmittag.

Das Feuer ist schnell gelöscht. Länger dauert die Belüftung des Gebäudes. Eineinhalb Stunden lang müssen die Feuerwehrleute Zimmer für Zimmer durchgehen sowie mit Spezialgeräten frische Luft ins Treppenhaus blasen, sodass die giftigen Gase entweichen und die Räume wieder bewohnbar werden.

Derweil werden die acht Leute – – laut Polizei sechs Bewohner und zwei Besucher – draußen in warme Decken eingepackt und notdürftig angezogen. Bei jedem von ihnen besteht der Verdacht einer Rauchvergiftung. Der Notarzt und Ralf Berchtold als Einsatzleiter Rettungsdienst entscheiden, die acht Personen ins Krankenhaus zu bringen. Zwei kommen nach Weißenhorn, sechs werden in der Kreisklinik Günzburg zur Beobachtung stationär aufgenommen.

„Zum Glück sind heute Morgen wieder alle entlassen worden“, teilt ein Polizeisprecher am Montag mit. Die Betroffenen werden unter dem Weihnachtsbaum bestimmt ein Stoßgebet gen Himmel richten, dass alles so glimpflich ausgegangen ist.

Quelle: www.guenzburger-zeitung.de Stand: 22.12.2008 – 19:40 Uhr

Dieser Bericht wird durch den KFV Günzburg bereitgestellt.

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