Landkreis
Erneut „Land unter“ in weiten Bereichen des Landkreises Günzburg: Nach lang anhaltenden Niederschläge sind auch gestern wieder Bäche und Flüsse über die Ufer getreten. War am Vormittag vor allem der südliche Landkreis im Raum Thannhausen und Krumbach betroffen, erreichte die Hochwasser-Welle am Abend auch Burgau und Offingen. Welches Ausmaß die Überschwemmungen in der Nacht annehmen könnten, stand am Abend noch nicht fest. Bürger, Feuerwehren, Rotes Kreuz und THW waren jedenfalls gerüstet: sie stellten sich auf eine lange Nacht ein.
Fast stündlich änderten sich gestern die Prognosen. Schwankende Pegelstände an Donau, Kammel, Günz und Mindel machten es weder den Einsatzkräften noch den Mitarbeitern des Hochwasser-Nachrichtendienstes am Krumbacher Wasserwirtschaftsamt einfach, eine Vorhersage zu treffen. Hinzu kam eine weitere Unbekannte: das Wetter.
Erprobt von den unzähligen Einsätzen in den vergangenen Wochen, trafen Feuerwehren und THW umfangreiche Vorsichtsmaßnahmen. In Burgau fuhren die Helfer schon vormittags durch die Stadt, informierten über die Situation und füllten Sandsäcke. „Etwa 1500 davon haben wir an rund 200 Bürger ausgegeben“, sagte stellvertretender Kornmandant Hans-Peter Merz. Gleichzeitig errichteten die Wehrmänner an den Tennisplätzen eine Hochwasser-Barriere. Auch Offingens Kommandant Sascha Holzheu war seit 6 Uhr im Gerätehaus. „Wir haben Sandsäcke gefüllt und Rohrdichtkissen in die Kanalschächte eingebaut, um hochschießendes Wasser abzuhalten.“ Trotz aller Maßnahmen rechneten die führenden Einsatzkräfte rund um Kreisbrandrat Robert Spiller, die ständig im Landkreis unterwegs waren, mit dem Schlimmsten. Denn gegen 22 Uhr zeichnete sich deutlich ab, dass Mindel und Kammel in Burgau und Offingen in der Nacht über die Ufer treten werden. Die Frage war nur: Wann wird dies der Fall sein?
Vorkehrungen wurden am Abend auch in Günzburg getroffen: In einer groß angelegten Hau-Ruck-Aktion errichteten Feuerwehren und THW im Bereich des Volksfestplatzes einen Sandsack-Damm an Donau und Günz. Auch mussten einige Schausteller vorsorglich ihre Fahrzeuge umparken.
Nur noch wenig ausrichten konnten die Wehrmänner im Ichenhauser Stadtgebiet. Einzelne Straßen am Günzufer waren schon mittags überflutet und auch auf dem Gelände der Thaler-Mühle stand das Wasser einen halben Meter hoch. Stundenlang liefen die Pumpen. Überschwemmungen und voll gelaufene Keller wurden den ganzen Tag über auch aus Krumbach, Thannhausen und zahlreichen Gemeinden im Günztal gemeldet.Ist heute die Donau dran?Auch am späten Abend war nicht absehbar was auf die Bewohner im Landkreis noch zukommen wird. Wenn der Regen aufhört, haben wir Ruhe“, so Spiller. Doch dem nicht so aus. „Auf der Kammer baut sich eine kleine Welle auf, die etwa gegen Mitternacht Burgau und Offingen erreichen wird“, so Dr. Wolfgang Sprenger vom Hochwassernachrichtendienst. „Und wenn die Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes für das Allgäu zutrifft, wird den Landkreis im Laufe des Vormittags eine Hochwasserspitze auf der Donau erreichen.“
Die Hochwasser-Lage im Landkreis hat sich am Montagvormittag kurzfristig verschärft. Steigende oder auf hohem Niveau stagnierende Pegel sorgten in den Uferregionen nach wie vor für Überschwemmungen, überflutete Straßen und voll gelaufene Keller. Wegen der Gefahrenlage musste das Günzburger Volksfest gestern eine Zwangspause einlegen. Nach Möglichkeit soll der Festbetrieb am heutigen Dienstag wieder aufgenommen werden. Das für den Abend geplante Feuerwerk findet am Freitag statt. Während sich die Situation tagsüber leicht entspannte, wurde für den heutigen Morgen eine weitere Welle auf der Donau erwartet.Die Stadt hatte keine andere Wahl: Der Pegelstand an der Donau stieg über Nacht und insbesondere gestern Morgen rapide an und zwang die Helfer dazu, nach der am Abend zuvor errichteten Sandsack-Barriere weitere Maßnahmen zu ergreifen. Schaltafeln wurden aufgebaut, sechs Lastwagen karrten den ganzen Tag über Kies ans Donauufer. Gleichzeitig wurden weitere Sandsäcke aufgetürmt, alle Kanalschächte abgedichtet und Hochleistungspumpen angefordert, um den Volksfestplatz trocken zu halten.
Auch wenn die Günz tagsüber kaum weiter anschwoll, das Hochwasser in der Donau stieg weiter. „Auf Grund der Lage kann am heutigen Montag der Volksfestbetrieb nicht aufrecht erhalten werden“, erklärte Oberbürgermeister Gerhard Jauernig gestern Mittag bei einer Lagebesprechung und lobte gleichzeitig die unermüdlich arbeitenden Einsatzkräfte. Sollte sich die Lage entspannen, kann am Auweg ab heute wieder gefeiert werden.
Indessen kämpften auch im übrigen Landkreis hunderte Helfer von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk (THW) weiter gegen die gewaltigen Wassermassen – und trotzdem konnten sie die Flut nicht immer aufhalten. In Ichenhausen war es den Einsatzkräften nicht möglich, die Thaler-Mühle trocken zu legen. Ein benachbarter Reitstall musste evakuiert werden, die Tiere wurden umquartiert. Kritisch war die Situation an der Telekom-Vermittlungsstelle am Günzufer. Nur mit größtem Aufwand war es der Feuerwehr möglich, das sich aufstauende Wasser unter Kontrolle und das Telefonnetz in Betrieb zu halten.
Auch im Raum Offingen, Burgau, Jettingen-Scheppach, Kötz und Burtenbach kämpften die Feuerwehren pausenlos gegen Überschwemmungen an den in Ufernähe von Kammel, Günz, Mindel gelegenen Siedlungen und Schrebergärten. Problematisch war die Lage auch am Silbersee bei Remshart. Gegen 11.30 Uhr stand dort das Wasser bis kurz vor das Ausflugslokal. Der Campingplatz war jedoch nicht in Gefahr.
Angespannt war die Situation auch in Leipheim. Wegen drohender Verunreinigung durch Bakterien ließ 2. Bürgermeister Willi Riedel gestern vorsorglich die Trinkwasserbrunnen im Überschwemmungsgebiet an der Donau abdrehen und hängte die Stadt über die bestehende Ringleitung an die Versorgung des Fliegerhorstes. Auch wurden die Bewohner der Kohlplatten- und Krautgarten-Siedlungen über die drohende Hochwasserwelle informiert.
Weitere Welle auf Donau erwartet
Wegen Hochwasser war gestern auch der Verkehr beeinträchtigt. Gesperrt wurden unter anderem die Straßen zwischen Wasserburg und Denzingen, Ichenhausen und Oxenbronn, Burgau und Scheppach (am Autobahnsee) sowie die Industriestraße in Burgau.
Laut Hochwasser-Nachrichtendienst entspannte sich die Lage gegen Abend – bis auf Offingen und Günzburg. Eine größere Flutwelle auf der Iller werde die donauabwärts gelegene Große Kreisstadt in den frühen Morgenstunden erreichen, hieß es.
Landkreis
Zwischen Astern und Schnittlauch blubbert Wasser auf den Kiesweg. Eine große Pfütze hat sich schon inmitten der Beete gebildet. Misstrauisch blickt eine junge Frau in den kleinen Garten nahe der Offinger Papierfabrik. Angst um das liebevoll gezüchtete Gemüse? „Nöö, das ist mir eigentlich egal, hauptsache, mein Keller bleibt trocken.“ An Kummer sind die Anwohner nicht erst seit diesem Sommer gewöhnt. „Das haben wir hier alle vier Wochen“, meint Gerhard Grund, der ein paar Meter weiter in Gummistiefeln einen Blick auf die Pump-Aktivitäten der Offinger Feuerwehr wirft. Seit heute Morgen um 5 Uhr ist er auf den Beinen – aufgeweckt durch die Nachbarschaft.
„Wir haben inzwischen ein ganz ausgeklügeltes Alarmierungssystem entwickelt“, sagt Grund nicht ohne Stolz. „Es bringt ja nichts, wenn jeder nur vor sich hin werkelt und beim nächsten säuft alles ab“, pflichtet ihm sein Nachbar Joachim Stettberger bei. Der hat sein ganz eigenes Hochwasser-Schutzprogramm ausgetüftelt: „Holzbretter, für Fenster und Türen passend zugeschnitten und mit Silikon verfugt.“ Die maßgenauen Platten hat er „noch vom letzten Mal – was anderes hilft nicht“. Und auch die Nachbarschaftshilfe klappte reibungslos – der Offinger Fanfarenzug hatte sich als wahres Expertenteam für Dammbau gezeigt.
Die beiden Männer sehen zu, wie das Wasser durch einen dicken Feuerwehrschlauch aus einem der alten Schächte der Papierfabrik schießt. Tun können sie weiter nichts – keiner kann zu diesem Zeitpunkt (es ist gerade 13.30 Uhr) sagen, ob das Wasser noch weiter ansteigen wird. Die Keller freilich sind längst leergeräumt. Auch Kommandant Sascha Holzheu gönnt sich fünf Minuten Pause. Seit Sonntagfrüh sind er und seine Feuerwehrleute im Einsatz – auch sie warten, was sich tut. „Es ist nicht abzusehen, wie es heute weitergeht – mal fällt der Pegel um einen halben Meter, dann steigt er wieder.“ Panik ist nirgends zu spüren – man nimmt das Wasser, wie es kommt.
Stöckchen misst Wasserstand
Markus Neumüller steht auf der Treppe vor dem Mehrfamilienhaus, in dem er seine Wohnung hat. Der Burgauer beobachtet ein Stöckchen, das er vor einer halben Stunde in das Gras am Ufer gesteckt hat. Von der Haustüre aus blickt er auf einen regelrechten See, zu dem sich die Mindel verbreitert hat. „Als ich den Stock in den Boden gesteckt habe, war er noch im Trockenen“, meint Neumüller stirnrunzelnd. „Jetzt steht das Holzstück schon im Wasser.“ Richtig besorgt scheint der Burgauer aber nicht zu sein – „meine Wohnung ist im ersten Stock, da kann eigentlich nichts passieren, und die Lage im Keller ist auch noch ruhig“, sagt er.
Land unter im Kleingarten
In Jettingen-Scheppach dagegen hat es eine Kleingartenanlage bereits voll erwischt. In der braunen Brühe schwimmen Holzteile, eine Sitzgruppe lugt nur noch wenige Zentimeter aus dem Wasser. Gleich daneben beobachten Bernhard Brand, stellvertretender Kommandant der Feuerwehr Jettingen und ein Kollege den Wasserstand an der Mindelbrücke. 15 Leute sind dort am Nachmittag im Einsatz, pumpen eine Senke in einer Siedlung aus. „Zum Keller-Auspumpen musste wir heute noch nicht ausrücken – das machen die Anwohner nämlich selbst.“ In weiser Voraussicht hatten sich die meisten Hausbesitzer selbst Tauchpumpen angeschafft – in diesem Sommer eine Investition, die sich lohnt.
Währenddessen zieht am Silbersee Restaurantbetreiber Marco Javazzi zufrieden an seiner Zigarette. „Die Jungs bekommen von mir später eine Runde Pizza spendiert“, sagt er anerkennend mit Blick auf die Feuerwehrleute aus Remshart, die sich an Pumpen und Schläuchen zu schaffen machen. Ein Damm aus Säcken, etwa einen halben Meter hoch, schützt den Parkplatz und sein Lokal vor dem Wasser. Die Einsatzkräfte hatten die Barriere innerhalb kürzester Zeit aufgebaut und das Wasser ist inzwischen zum größten Teil abgepumpt. Nun plätschert es noch millimeterhoch über die Zufahrt.
„So gegen Mittag war der Wasserstand so hoch wie der Damm“, erzählt er. Kommandant Ulrich Kempter schaut inzwischen hinüber an das andere Ufer des Silbersees, wo die Wohnwagen und Zelte des Campingplatzes zu sehen sind. „Zum Glück liegt der Platz so hoch, dass die Camper vorerst nicht betroffen sind“, meint Kempter erleichtert. Ohnehin kämen Meldungen aus dem Süden des Landkreises, wonach die Pegel der Flüsse wieder sinken würden. Die Feuerwehr, so sagt Marco Javazzi, habe ihn nun schon zum zweiten Mal gerettet. Er nimmt den ganzen Hochwasser-Trubel eher gelassen. „Hätt doch noch schlimmer kommen können“, findet er, und nimmt noch einen Zug von seiner Zigarette. „Ich hatte auch schon den Keller voller Wasser – dagegen ist das hier doch wirklich harmlos.“ Und was, wenn die Flut doch noch steigt? Der Wirt verlässt sich auf seine bewährten Retter: „Die Jungs von der Feuerwehr haben das doch im Griff.“
„Die Pegel sinken“, konnte ein sichtlich erleichterter Oberbürgermeister Gerhard Jauernig gestern Mittag bei einer Einsatzbesprechung auf dem Günzburger Volksfestplatz verkünden. Aufatmen bei den Schaustellern und den Helfern von Feuerwehr, THW und Polizei, Aufatmen auch bei den Günzburgern, die in den letzten Tagen kritisch auf den Stand der Donau blickten, die überzulaufen drohte. Während andere Donaustädte wie Passau überflutet wurden, kamen die Kreisstadt und der Landkreis glimpflich davon. Kreisbrandrat Robert Spiller zog im Gespräch mit der Günzburger Zeitung eine erste Bilanz des Einsatzes.
„Genaue Zahlen habe ich noch nicht, aber man kann davon ausgehen, dass rund 1 000 Leute in wechselnden Schichten in der Region im Einsatz waren“, so Spiller. Für manche der Einsatzkräfte sei es schon Samstagnacht losgegangen. Natürlich habe dies an den Kräften der Männer und Frauen gezehrt. „Wenn man so lange dran ist, wenn man sieht, wie das Wasser immer weiter steigt, und man den Anwohnern erklären muss, dass es noch zu gefährlich ist, die Keller auszupumpen, kommt man an einen Punkt, wo es fast nicht mehr geht.“Am Ende ihrer KräfteTatsächlich waren in der Nacht viele der Helfer am Ende ihrer Kräfte. Nicht nur Keller mussten gesichert und Pumpen in Position gebracht werden: „Das Technische Hilfswerk (THW) hat dabei im Hintergrund wieder großes geleistet“, sagt Spiller, „die Kollegen haben mehrere Tonnen Sand in Säcke gefüllt und dahin gebracht, wo es am notwendigsten war.“ Großes Lob spricht Spiller auch den Firmen aus, die spontan und kostenlos halfen, wo es ging. So stellte der Günzburger Bauunternehmer Harry Bendl beispielsweise am Montagabend mehrere Lastwagen und Arbeitskräfte zum Dammbau an der Donau zur Verfügung. Aber auch andere halfen mit Kies und Schotter, um die Wälle zu bauen, mit Fahrzeugen zum Transport, und Festfamilie sowie Radbrauerei mit Verpflegung für die Einsatzkräfte.
Neben den unzähligen Helfern von Technischem Hilfswerk, den Feuerwehren der Gemeinden und Ortsteile sowie der Polizei, die allesamt in den vergangenen Tagen bis zur Erschöpfung gegen die Fluten kämpften, erwiesen sich auch Privatleute als Retter in der Not: Mitglieder des Fischereivereins Reisensburg retteten eine Familie aus einer brenzligen Situation. Vorsitzender Michael Biberacher war gemeinsam mit Gerätewart Anton Müller mit dem Rad unterwegs, um nach den vereinseigenen Gewässern zu sehen. Da entdeckten die beiden Männer auf einer Erhöhung eine Frau mit drei kleinen Kindern im Grundschulalter.
„Die Frau war klatschnass. Eines der Kinder zitterte schon vor Kälte. Sie erzählte uns, dass sie mit ihren Kindern das Hochwasser hatte anschauen wollen, sie sich aber an der Donau verfahren hätten. Eineinhalb Stunden waren die vier schon in dem Überschwemmungsgebiet umhergeirrt.“ Die Mutter, die erst seit einem Jahr in Günzburg lebt, hatte die Orientierung verloren und war auch schon ins Wasser gefallen, so Biberacher. Gemeinsam retteten die beiden Mutter und Kinder und brachten sie ins Gerätehaus des Vereins, wo weitere Mitglieder des Vorstandes die Versorgung der Familie übernahmen und für einen sicheren Nachhauseweg sorgten. „Die Frau sagte, als sie uns sah: Euch schickt uns der Himmel“, so Biberacher gegenüber der GZ.
Noch keine Entwarnung
Auch wenn die Pegel der Flüsse in der Region sinken: Für die Einsatzkräfte ist die Arbeit damit noch nicht vorbei. Gestern früh um 8 Uhr ging in Ichenhausen nochmals die Feuerwehrsirene, um die Helfer zum Aufräumen zu rufen, wie es hieß. Auf dem Günzburger Volksfestplatz liefen gestern Nachmittag die Aufräumarbeiten, teilweise konnten die Barrieren schon rückgebaut werden, weil der Wasserstand rapide sank. Auch an der Donaubrücke Offingen konnte Kreisbrandrat Robert Spiller gestern einen Rückgang des Hochwassers feststellen, Entwarnung für die Offinger Feuerwehr konnte am Nachmittag jedoch noch nicht gegeben werden, noch immer waren die Helfer mit Pumpen und Schläuchen im Einsatz.
In den späten Abendstunden wollten die Feuerwehren damit beginnen, Keller von Wohnhäusern auszupumpen. „Das wird sicher noch den ganzen Mittwoch in Anspruch nehmen“, meinte Kreisbrandrat Spiller gestern. „Danach geht dann für die Anwohner an den Füssen das große Aufräumen los.“
Die Schlacht gegen schier endlose Wassermassen ist geschlagen. Zumindest vorerst. Die nach sintflutartigen Regenfällen über die Ufer getrettenen Gewässer Kammel, Mindel, Günz und Donau ziehen sich dank sinkender Pegelständen langsam aber stetig wieder in ihre Flußbette zurück. Was bleibt, sind Sachschäden in Millionenhöhe.Einige hundert Feuerwehrleute, Helfer des Technischen Hilfswerks, des Roten Kreuzes und der DLRG waren im Landkreis Günzburg am Sonntag, Montag und auch noch am Dienstag Tag und Nacht im Einsatz, um den Wassermassen mit Sandsäcken und provisorischen Dämmen Einhalt zu gebieten.
Doch nicht überall war der Kampf gegen die Naturgewalten von Erfolg gekrönt. Mit am Heftigsten erwischte es die Stadt Ichenhausen. Dort konnte am Montagabend auch ein Großaufgebot an Helfern nicht verhindern, dass die an der Günz liegende Thaler-Mühle sowie einige Nachbargebäude völlig überflutet würden. Obwohl die Pumpen der Feuerwehren stundenlang auf Vollast liefen, kletterten die schmutzig-erdbraunen Fluten unaufhaltsam weiter.Alles überflutet
Das ganze Ausmaß der Überschwernmung wurde bei Tagesanbruch sichtbar: Das Firmenareal der Thaler-Mühle, das Gelände der Baywa aber auch der Fußballplatz an der Günz sowie die Zufahrt zum Freibad glichen einer großen Seenplatte.
Glück hatten Feuerwehrkommandant Stempfle und sein durch Feuerwehrmänner aus umhegenden Ortschaften verstärktes Team dagegen beim Schutz einer nur unweit von der Tahler-Mühle entfernten Telekom-Vermittlungsstelle. Die steigenden Fluten kamen knapp zehn Zentimeter vor der Oberkante des eiligst errichteten Schutzwalls zum Stehen.
Ein Aufatmen gab es am Dienstagmittag auch bei der Freiwilligen Feuerwehr Günzburg. Nach tagelangem Anstieg ging der Pegel der Donau erstmals wieder zurück. Unterstützt von Kräften aus den Stadtteilen, aus Leipheim sowie des THW’s hatten die Floriansjünger dort das derzeit stattfindende Volksfest vor einer Überflutung bewahrt. Bis zuletzt musste mit dem Schlimmsten gerechnet werden.
Bereits am Sonntag hatten die Helfer am Donauufer entlang des Volksfestplatzes einen Sandsackwall errichtet. Doch der erwies sich bald als nicht hoch genug Fieberhaft wurde am Dienstagnachmittag zusätzlich ein mit Folien durchzogener Damm aus einigen hundert Tonnen Schotter errichtet. Am Abend ruhten die Hoffnungen von Oberbürgermeister Gerhard Jauernig, Kreisbrandrat Robert Spiller und der unmittelbar betroffenen Volksfest-Schausteller auf diesem Provisorium. Alle beschäftigte die selbe bange Frage: Ist der Damm stabil genug? Wird er der angekündigten Flutwelle Stand halten?
Dank an die Helfer
Die ganze Nacht über behielten Feuerwehrmänner aus Günzburg und Leipheim die weitere Entwicklung am Damm im Auge. Am Dienstagmittag dann endlich Entwarnung: Die Donau fällt. Spontan spendeten die erleichterten Schausteller den Hilfskräften Applaus für deren unermüdlichen Einsatz. Die hatten nach den Strapatzen der letzten Tage und Nächte nur eines im Sinn. Endlich aussschlafen und von einem richtigen Sommer träumen.