Arbeit am Rande der Kapazitäten

Bei der Dienstversammlung in Günzburg wird deutlich, was die Aktiven leisten. Dabei gibt es auch viel Kritik.

Stadtbrandinspektor und Kommandant Christian Eisele sprach zwar von einer normalen Einsatzzahl im Jahr 2017 – mit 413 waren es sogar fast 60 weniger als im Vorjahr, bei der Dienstversammlung am Donnerstag im Wasserburger Sportheim stellte er aber auch klar: „Die großen Feuerwehren sind am Ende ihrer Möglichkeiten.“ Hinzu komme, dass es immer schwieriger werde, Kameraden zu finden, vor allem solche, die Führungspositionen übernähmen. Der Topf, aus dem Aktive zu finden sind, werde aufgrund der immer älter werdenden Bevölkerung kleiner. Trotz der Ehrenamtlichen, die es in Günzburg Gott sei Dank noch gebe, stehe das System der Ehrenamtlichkeit auf sehr wackeligen Beinen, so Eisele. „Wann seid ihr eigentlich daheim?“ – Kreisbrandinspektor Albert Müller brachte es auf den Punkt: Eine Feuerwehr wie Günzburg fahre an der Kapazitätsgrenze. Diejenigen, die etwas ändern könnten, kämen aus der Politik. Die Probleme, die es früher schon gegeben habe, die gebe es heute noch.

Die Zahlen, die Christian Eisele nannte, sprachen für sich. Rechnet man diese hoch, wurden 2017 bei 6320 Einsatzstunden umgerechnet insgesamt 6520 Feuerwehrdienstleistende eingesetzt. Hinzu kommt eine Gesamtzahl von 6145 Stunden für Übungsdienst, darunter Lehrgänge und Fortbildungen, wie auch die Übungsstunden in der Atemschutzübungsstrecke, die die 94 Aktiven geleistet hatten.

Eisele ging aber auch auf die nicht selten hohe psychische und physische Belastung der Ehrenamtlichen ein. Zwar konnten 35 Personen bei den Einsätzen gerettet werden. Die Zahl von acht Toten, für die die Hilfe zu spät kam, gebe jedoch zu denken. Eisele erinnerte an den Verkehrsunfall am 6. März 2017 auf der A8 kurz vor Leipheim, bei dem zwei Menschen nach einer Reifenpanne auf dem Standstreifen von einem Lastwagen erfasst wurden und mehr als 50 Meter weit mitgeschleift wurden. Beide hatten den Unfall nicht überlebt. Die Freiwillige Feuerwehr Günzburg war bei diesem Einsatz mit neun Fahrzeugen und 27 Aktiven fünf Stunden vor Ort. Der einige Wochen vorher an der Günz eingefrorene und nach seiner Rettung munter, aber schimpfende Schwan, war da eher Nebensache.

Trotz der vielen Aufgaben einer Stadt wie Günzburg sei die Wehr beim Stadtrat insbesondere bei Oberbürgermeister Gerhard Jauernig stets auf offene Ohren gestoßen. So konnte vor einem Jahr der Abrollbehälter „Hochwasserschutz“ in Dienst gestellt werden. Weiter wurden sämtliche Motorsägen mitführende Fahrzeuge mit neuer Schnittschutzbekleidung sowie die wasserführenden Armaturen aller Löschfahrzeuge mit Rückflussverhinderern ausgestattet. In diesem Jahr soll der Abrollbehälter „Ölwehr“ und der neue Gerätewagen Gefahrgut in Dienst gestellt werden. Und vor allem: In diesem Jahr wird (wie berichtet) mit dem Um- und Neubau der Feuerwache begonnen, die mit 3000 Quadratmetern Nutzfläche und 16 000 Kubikmetern umbauten Raum in zwei Bauabschnitten entstehen wird. In der letzten Juliwoche soll der langersehnte Spatenstich zu dem Millionenprojekt erfolgen.

Wie sieht es bei der Jugendfeuerwehr aus? Seit 1. Januar ist Manuel Füssl neuer Jugendwart. Markus Mayer, der bisherige Leiter, ist nun sein Vertreter. „Unsere Jugend, das sind die Feuerwehrler von Morgen“ betonte Mayer. Zum 31. Dezember 2017 bestand die Jugendgruppe aus zehn Jugendlichen und auch dort seien 422 Ausbildungsstunden geleistet worden. Gleichzeitig konnten mit Kyrill Zimmermann, Thomas Werner, Joshua Ziegler und Luca Breitfelder vier neue Mitglieder gewonnen werden. Alle vier wurden – das ist in Günzburg Tradition – am Donnerstag von Oberbürgermeister Gerhard Jauernig offiziell in die Feuerwehr aufgenommen.

Auch Ehrungen und Beförderungen gab es: Michael Mayer und Marcel Mayer wurden für zehn Jahre, Frank Egenberger für 20 Jahre aktiven Dienst geehrt. Sara Frick, Daniel Imminger, Dominik Kautter, Maximilian Snukat, Marc-Michael Ventzke, Thomas Wagner, Christoph Weber und Dominik Ziegler wurden zu Oberfeuerwehrmann beziehungsweise zur Oberfeuerwehrfrau, Georg Kohler, Robert Prokscha und Florian Propp wurden zum Hauptfeuerwehrmann befördert. Eiseles Stellvertreter Achim Senser ist jetzt Brandmeister.

Bei der anschließenden Versammlung des Feuerwehrvereins betonte Oberbürgermeister Jauernig, zugleich auch Vereinsvorsitzender, die Wichtigkeit der persönlichen Kontakte der Aktiven untereinander. Das Maibaumstellen, das Schlachtfest und vor allem das traditionelle Gartenfest mit dem Appell am Schloss und Rathaus trügen wesentlich dazu bei.

Aber auch seitens des Vereins gab es Kritik: Kassenwart Christian Hofner monierte die unzureichende Honorierung der Feuerwehrvereine seitens der Politik im Vergleich zu anderen Vereinen und sprach dabei auch das Thema Übungsleiterpauschale bei Sportvereinen an. Ein Feuerwehrverein einer Wehr mittlerer Größe sei vom Gesetz her komplett ohne Lobby, kritisierte Hofner.

Eine Veränderung gab es ebenfalls: Nachdem Reinhold Hobor nach langjähriger Tätigkeit als zweiter Vereinsvorsitzender und aufgrund der Vielzahl weiterer ehrenamtlicher Aufgaben im Verein sein Amt niedergelegt hatte, wurde Marc-Michael Ventzke mit großer Mehrheit als sein Nachfolger gewählt. Markus Stocker wurde zum Mannschaftsvertreter bestimmt.

Mit wenigen Worten fasste Oberbürgermeister Gerhard Jauernig, die Arbeit der Aktiven zusammen, bevor er die Versammlung schloss: „Eine großartige Leistung.“

Quelle: www.augsburger-allgemeine.de / Bericht & Bild: Peter Wieser

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