Wenn Rettungskräfte Verletzte aus dem Auto holen müssen


Den Einsatz neuer Rettungsmittel bei Verkehrsunfällen übten Feuerwehren und Rettungsdienste auf dem Gelände der Feuerwache Günzburg. Foto: Dieter März

von Dieter März

Günzburg Dieser Tage veranstaltete die Freiwillige Feuerwehr Günzburg ein ganztägiges Seminar zum Thema patientengerechte Rettung aus einem Personenwagen. Über 30 Teilnehmer waren gekommen, darunter Angehörige der Feuerwehren Günzburg, Niederstotzingen, Senden und Obervellach (Kärnten) sowie Notärzte aus dem Landkreis Günzburg.

Zwei Ausbilder der Firma Weber Hydraulik aus Güglingen bei Heilbronn vermittelten am Vormittag technisches Wissen zu den Einsatzschritten bei schweren Verkehrsunfällen: Absicherung, Erstöffnung, Versorgungsöffnung und Befreiungsöffnung. Nach einem Unfall sollte der Patient binnen einer Stunde vom Rettungsdienst in der Zielklinik eingeliefert worden sein.

Um diese Zeit zu unterbieten, muss der Zeitrahmen für die schonende Bergung des Patienten durch den Einsatz modernster, technisch ausgereifter Rettungsmittel klein gehalten werden. Dafür wurden jetzt neue Fahrzeugtechnologien unter die Lupe genommen: Rundumverglasung mit Verbundglas, mehrere Batterien bei Hybriden, verschiedene Airbags oder geänderte Fahrzeugstrukturen wie eingebaute Querträger im Bereich des Armaturenbrettes. So ist es den Rettern zum Beispiel nicht möglich, bei einem eingebauten Querträger den Vorderwagen mittels eines Rettungszylinders nach vorne zu klappen, um den Verletzten zu bergen.

Für den praktischen Teil am Nachmittag stellte ein Leipheimer Abschleppunternehmen mehrere ausrangierte Fahrzeuge kostenlos zur Verfügung. Sie wurden auf dem Hof der Feuerwache platziert. Um die Bergung so realistisch wie möglich zu gestalten, standen die Fahrzeuge mal auf den Rädern, mal lagen sie auf der Seite oder auf dem Dach. Danach wurde in kleinen Arbeitsgruppen das Zusammenspiel von Feuerwehr und Rettungsdienst bei der Betreuung, Versorgung und Rettung Verletzter geprobt.

Alternative Techniken, die noch nicht so geläufig sind, wie das schonende Niederdrücken der Sitzlehne mittels Brechstange und Spreizer wurde unter anderem eingeübt. Auch das zusätzliche Ausschneiden einer weiteren Tür bei einem dreitürigen Fahrzeug stand auf dem Programm, genauso wie eine besondere Schneidetechnik, mit der die gesamte Fahrzeugseite beseitigt wurde.

Bei der anschließenden Manöverkritik war das Ergebnis klar: Der Zeitaufwand der Helfer war keine Fehlinvestition, denn sie hatten für den Ernstfall lehrreiche Erkenntnisse gewonnen. Der Günzburger Kommandant Christian Eisele sprach den Instruktoren seinen Dank aus und verabschiedete die österreichischen Feuerwehrkollegen mit einem kleinen Gastgeschenk.

Quelle: www.augsburger-allgemeine.de – Stand: 21.09.2010

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