Von Georg Schalk
Günzburg – Es muss ein Alptraum sein. Man fährt in einem voll besetzten Aufzug, der plötzlich stehen- bleibt. Eine der Personen gerät in Panik. Sie hämmert gegen die Aufzugswand und drückt pausenlos den Notrufknopf. Die Luft wird immer stickiger, die Situation droht zu eskalieren. Die Minuten, die vergehen, bis Hilfe naht, kommen den Insassen, die zwischen den Stockwerken ausharren müssen, wie eine Ewigkeit vor.
So ähnlich muss die Lage gestern im Günzburger Ärztehaus gewesen sein. Gegen Mittag wollen dort vier Leute im Aufzug nach unten fahren: ein älteres Ehepaar – beide um die 80 Jahre alt – sowie ein älterer Mann in Begleitung seiner Tochter. Plötzlich Stillstand. Der Aufzug bleibt zwischen dem ersten und zweiten Obergeschoss stecken. Die ältere Frau, die einen Herzschrittmacher trägt, bekommt Platzangst, ringt nach Luft. Ihr Kreislauf fängt zu rasen an. Ihr Mann gerät in Panik. Er klopft, hämmert, drückt pausenlos die Klingel. Die Tochter des anderen älteren Mannes redet auf ihn ein, versucht ihn zu beruhigen. Es gelingt nicht.
Aus der Notrufzentrale der Aufzugsfirma – sie sitzt im Raum Berlin – meldet sich eine Stimme. „Beruhigen Sie sich. Wir schicken gleich Hilfe“, heißt es von dort. Doch der Mann drückt weiter pausenlos den Alarmknopf. Die Verbindung reißt ab. Die Rettungskette läuft an. Nacheinander werden die Dienstleistungsfirma Kalka aus Günzburg und der zuständige Hausmeister aus Burgau verständigt. Parallel dazu bittet die Aufzugsfirma die Polizei um Hilfe. Diese verständigt die Freiwillige Feuerwehr Günzburg und die Werksfeuerwehr des Bezirkskrankenhauses. Außerdem wird über die Rettungsleitstelle Alarm für den Rettungsdienst ausgelöst: Notarzt und zwei Rettungswagen des Roten Kreuzes rücken an. „Was ist denn hier passiert? Warum denn dieser Auflauf?“, fragen sich besorgte Passanten beim Anblick der zahlreichen Einsatzfahrzeuge im Hof. Ein Polizeisprecher gegenüber unserer Zeitung: „Ich bin jetzt seit 28 Jahren hier in Günzburg. Aber das ist der erste derartige Einsatz wegen eines Aufzuges.“
Frau mit Kreislaufproblemen
Es dauert etwa 30 Minuten, da sind die vier Personen aus dem Aufzug befreit. Das Gefährt war im Schacht des dreigeschossigen Gebäudes zwischen zwei Stockwerken einfach stehengeblieben. Warum, dazu gibt es zunächst keine Angaben. Zwischenzeitlich hat Fachpersonal aus dem Ärztehaus sich den kurzzeitig Eingeschlossenen angenommen und beruhigend auf sie eingeredet.
Die ältere Frau wird nach ihrer Befreiung wegen ihrer Kreislaufprobleme in einer der Praxen im Ärztehaus behandelt. Der Aufzug wird vorübergehend stillgelegt. Ein Techniker macht sich daran, ihn zu reparieren. Ansonsten geht der Einsatz glimpflich aus. So mancher der vier Personen steckt aber wohl der Schreck noch in den Gliedern. Der eine oder andere wird – sofern es möglich ist – in nächster Zeit Fahrten mit dem Aufzug eher meiden.
Aus der GZ vom 13.02.08
Dieser Bericht wird durch den KFV Günzburg bereitgestellt.