Cessna rast über die Startbahn hinaus

Pilot bei Unfall am Flugplatz Günzburg im Gesicht verletzt

Günzburg (bj).

Es
war gestern um 16.45 Uhr, als die Feuerwehr-Sirene Günzburg
aufschreckte. „Flugzeugabsturz am Flugplatz“, lautete die erste
Erklärung von Kreisbrandrat Robert Spiller gegenüber der GZ. Fünf
Minuten später war das erste Feuerwehrfahrzeug vor Ort. Was die
Einsatzkräfte sahen, ließ sie aufatmen. Der Pilot, ein 42-jähriger
Österreicher, und sein siebenjähriger Sohn, der ebenfalls mit im
Flugzeug saß, hatten die zweisitzige Propeller-Maschine bereits
selbstständig verlassen. Der Vater wurde mit Gesichtsverletzungen ins
Zentralklinikum Augsburg geflogen, der unverletzte Sohn begleitete ihn.

Die
auf den Flugring Salzburg zugelassene Cessna 150 (Baujahr 1972) war mit
der Schnauze und einem Flügel in ein Rübenfeld eingestochen, das sich
hinter einem geteerten Feldweg an die Start- und Landebahn anschließt.
Wie der 1. Vorsitzende des Luftsportvereins Günzburg, Johann Britsch,
mitteilte, war die Unfallursache ein „eindeutiger Pilotenfehler“. „Bei
den herrschenden Witterungsverhältnissen ­ heiß und windstill ­ hätte
der Pilot auf der Graspiste die Landeklappen ausfahren müssen, um so
mehr Auftriebsfläche zu erhalten“, erklärte Britsch. Wäre die
Günzburger Startbahn asphaltiert, „hätte es auch ohne ausgefahrene
Landeklappen gereicht, um abzuheben. Der Grasuntergrund hat aber einen
höheren Rollwiderstand“, so Britsch weiter.

Als das Ende der 550
Meter langen Startbahn nahte und das Flugzeug immer noch am Boden
klebte, bremste der Pilot scharf. Doch zu spät ­ die Maschine schanzte
mit einer geschätzten Geschwindigkeit von 65 km/h über den
asphaltierten Feldweg und krachte etwa 20 Meter weiter in das
Rübenfeld. Weil er nur den Becken-, nicht aber den Schultergurt
angelegt hatte, schlug der Pilot beim Aufprall mit dem Gesicht gegen
die Paneele (so heißt das Armaturenbrett bei Flugzeugen). Er zog sich
dabei blutende Wunden im Gesicht zu. Nach einer ersten Diagnose des
Notarztes erlitt der 42-Jährige keine weiteren Verletzungen. Der Sohn,
der hinter dem Vater in der Cessna saß, kam mit dem Schrecken davon.

Die
beiden waren mit derselben Maschine gestern Vormittag um 11.39 Uhr auf
dem Flugplatz Günzburg gelandet und hatten anschließend das Legoland
besucht. Um 16.40 Uhr wollten sie zum Heimflug wieder abheben. Dabei
kam es zu dem Unfall.

Die Rettungskräfte wurden von der
Polizeidirektion Krumbach fünf Minuten später alarmiert. Die
Einsatzzentrale der PD rief nach Angaben des 1. Kommandanten der
Freiwilligen Feuerwehr Günzburg, Christian Eisele, ­ wie bei
Flugzeugabstürzen, Explosionen oder Massenunfällen angezeigt ­
Alarmstufe 6, die höchste Alarmstufe bei technischen Hilfeleistungen,
aus. Entsprechend rückten die Freiwilligen Feuerwehren Günzburg,
Reisensburg und Wasserburg sowie das Technische Hilfswerk (THW)
Günzburg mit acht Fahrzeugen und 42 Mann zum Flugplatz aus. Die Polizei
(Einsatzleiter: Josef Sitterer) war mit sechs Beamten zur Stelle. Nach
Angaben von Eisele fingen die Feuerwehrkräfte aus dem Tank des
Flugzeugs tropfenden Treibstoff auf und banden ihn. Außerdem klemmten
sie die Batterien ab, um so eine potenzielle Entzündungsquelle
auszuschalten. An der 33 Jahre alten Maschine, die nach Schätzungen
noch etwa 30 000 Euro wert war, entstand Totalschaden.

Totalschaden:
Wegen eines Pilotenfehlers landete diese einmotorige Cessna 150 beim
Startversuch in einem Rübenacker beim Flugplatz Günzburg. Bei dem
heißen, windstillen Wetter hätte der Flugzeugführer auf der Graspiste
zum Start die Landeklappen ausfahren müssen. Bild: März

Aus Günzburger Zeitung vom 01.09.2005

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