Großübung im Günzburger Industriegebiet bei WLS 50 Retter proben den Ernstfall
Von unserem Mitarbeiter Dieter März
Günzburg
Mit zu den wichtigsten Aufgaben der Feuerwehren zählt das Kennenlernen der Örtlichkeiten in größeren Industriebetrieben und damit der vorbeugende Brandschutz. Dass diese Aufgabe sehr ernst genommen wird, demonstrierte die Günzburger Wehr durch eine groß angelegte Einsatzübung auf dem Gelände der Firma Warenhandel + Logistic + Service GmbH (WLS) in der Max-Planck-Straße im Günzburger Industriegebiet.
Den 120 Mitarbeitern der Firma WLS, seit zwölf Jahren mit Sitz in Günzburg, obliegt die komplette Lagerung und Kommissionierung sämtlicher Produkte für alle McDonalds-Filialen in Bayern. Sie werden von Günzburg aus auch mit firmeneigenem Fuhrpark an ihren Bestimmungsort transportiert. Im dortigen „Trockenlager“ werden sehr große Mengen von Kartonagen und Verpackungsfolien, ein sehr brandgefährdetes Potenzial, bis zur Verwendung in der Produktion zwischengelagert. Aber auch das so genannte „Gefahrstofflager“ des Werkes, in dem die verschiedensten Reinigungsmittel bis zur Auslieferung an die einzelnen Betriebe gelagert werden, beinhaltet für die Feuerwehr einen nicht ungefährlichen Einsatzbereich.
Bei der angesetzten Übung wurde davon ausgegangen, dass durch einen technischen Defekt ein Gabelstapler im „Trockenlager“ in Brand geraten war. Das Feuer griff sogleich auf die Lagerware über. Mittels der firmeneigenen Brandmeldeanlage erfolgte umgehend der Feueralarm und Evakuierung des Gebäudes. Durch die Auslösung des Alarms erschrak ein im „Gefahrstofflager“ tätiger Arbeiter dermaßen, dass er versehentlich mehrere Kanister mit verschiedenen Reinigungsmitteln umwarf und zum Teil verschüttete. Insgesamt wurden, nach Überprüfung durch das Sicherheitspersonal, vier Mitarbeiter vermisst.
Neun Einsatzfahrzeuge
Die mit 50 Rettern und neun Einsatzfahrzeugen eingetroffene Günzburger Wehr fuhr sofort „zweigleisig“. Während ein Teil der Wehrmänner mittels Atemschutzgeräten zur Personenbergung in das verrauchte Objekt vordrang, nahmen andere über die 30-Meter-Drehleiter und vom Boden aus die Feuerbekämpfung vor. Nach und nach wurden die vier Vermissten von den Atemschutzgeräteträgern auf Tragen aus dem Gebäude geschafft und auf einem provisorischen Verletztensammelplatz zwischengelagert. Bis zum Eintreffen der ärztlichen Versorgung wurden die Verletzten von geschulten Kräften der Feuerwehr, unter Assistenz der Jugendfeuerwehr, versorgt und betreut.
Die Übung beinhaltete eine Vielzahl erforderlicher Maßnahmen, wie Verletztenrettung, Brandbekämpfung, Erkennen von Gefahrstoffsituationen, das Belüften der Halle, Verletzten-Erstversorgung, Aufbau einer Brand-Widerstandslinie und den umfassenden Aufbau der Wasserversorgung. Sämtliche von den Kommandanten Eisele und Kohler eingebaute Übungsszenarien wurden komplikationslos und routiniert bewältigt.
In der anschließenden Übungsbesprechung zeigte sich Kommandant und Stadtbrandinspektor Christian Eisele dementsprechend zufrieden mit den Leistungen seiner Feuerwehrkollegen. Auch Karsten Ecker, Leiter des Distributionszentrums Günzburg, zeigte sich sichtlich angetan ob dem reibungslosen Ablauf der Übung und lud alle Beteiligten noch zu einer Brotzeit in die Betriebskantine ein.
Aus Günzburger Zeitung vom 16.04.2005