Explosion in Autohaus: Lehrling stirbt


Gestern Großeinsatz von Feuerwehr und Polizei in Leipheim: Ursache für Unglück ist noch unklar ­ Kripo Neu-Ulm ermittelt

Von unserem Redaktionsmitglied Heike Vanselow

Leipheim

Zu
einer folgenschweren Explosion kam es gestern am späten Nachmittag in
Leipheim: Kurz vor 17 Uhr stand plötzlich die Garage des Autohauses
Scheel in Flammen. Ein Lehrling verlor dabei sein Leben, ein weiterer
Auszubildender und der Meister des Betriebs erlitten schwere
Verbrennungen und wurden mit Rettungshubschraubern in Kliniken
geflogen. Laut Polizei schweben sie in Lebensgefahr. Feuerwehr und
Polizei rückten mit einem Großaufgebot an. Bis in die Abendstunden
untersuchte die Kripo Neu-Ulm den Unglücksort. Die Ursache für die
Explosion ist jedoch weiter unklar.

Es ist kurz vor 17 Uhr. Der
Meister des Betriebs repariert zusammen mit zwei Lehrlingen ein Auto.
Sie lassen das Benzin aus dem Wagen, die Auszubildenden tragen es in
einem Fass von der Werkstatt in eine angrenzende Garage, in der alte
Flüssigkeiten, Farben und Fahrzeugteile gelagert werden. Plötzlich gibt
es einen Knall, die Garage brennt lichterloh. Der Meister, der mit dem
Rücken zur Garagentür steht, fängt Feuer, einer der Lehrlinge rennt
brennend aus der Garage heraus. Mitarbeiter kommen ihnen zu Hilfe,
versuchen sie und die Garage zu löschen.

Dunkle Rauchwolken

Ein
Anwohner erlebt die Explosion aus unmittelbarer Nähe mit. „Es hat einen
Riesenknall gegeben und dann war Totenstille“, berichtet der
Leipheimer. „Dann sind dunkle Rauchwolken aus der Werkstatt gezogen.“
Umgehend werden Polizei und Feuerwehr alarmiert, die sofort Großalarm
auslösen. Die Feuerwehren aus Leipheim, Riedheim und Günzburg rücken
mit 13 Fahrzeugen und insgesamt 50 bis 60 Mann an. Der Rettungs- und
Sanitätsdienst kommt mit vier Rettungs- und zwei Krankenwagen. Außerdem
eilen vier Notärzte nach Leipheim. Im Einsatz sind auch zwei
Rettungshubschrauber. Das Gelände wird abgesperrt, da zunächst nicht
sicher ist, ob es zu weiteren Explosionen kommt.

Feuerwehrmänner
mit schwerem Atemschutzgerät machen sich ans Löschen des Feuers in der
Garage, in der sämtliche Fenster vom Druck geborsten sind, und messen
die Schadstoffkonzentration. Schnell haben sie die Lage unter
Kontrolle, Gefahr für die Anwohner besteht nicht, beruhigt
Kreisbrandrat Robert Spiller. „Aber es war überall total verraucht“,
berichtet er. Er selbst ist nicht dabei, als seine Kollegen den
grausigen Fund machen: Sie entdecken die Leiche eines Lehrlings. Der
zweite Lehrling und der Meister werden mit schweren Verbrennungen
umgehend mit Rettungshubschraubern in Kliniken nach München und Murnau
geflogen. Ein weiterer Mitarbeiter, der eine Rauchvergiftung erleidet,
wird vorsorglich ins Bezirkskrankenhaus Günzburg gebracht.

Viele
Angestellte des Autohauses wissen lange nicht, was passiert ist. Dass
einer ihrer Kollegen ums Leben gekommen ist, erfahren sie erst um 19
Uhr. „Einige waren total aufgelöst“, erzählt Robert Spiller. Vier
Notfallseelsorger und der Burgauer Pfarrer Bernd Schaller kümmern sich
um die unter Schock stehenden Menschen. Die Nachricht von der Explosion
verbreitet sich gestern in Leipheim wie ein Lauffeuer. Viele bangen und
zittern mit den Angehörigen. Vielen ist nicht klar, welcher Mitarbeiter
ums Leben kam, wer verletzt wurde. Die Kriminalpolizei Neu-Ulm hat
alles abgeriegelt, lässt keine Informationen nach außen sickern.
Mehrere Stunden untersuchen Spezialisten den Unglücksort. Doch die
Ursache für die Explosion finden sie nicht. Eine Obduktion des
getöteten Lehrlings soll möglicherweise Klarheit bringen, teilt die
Polizei gestern gegen 20.30 Uhr mit. Der Sachschaden beläuft sich auf
rund 15 000 Euro.

Aus Günzburger Zeitung vom 23.09.2005


Explosion: Ursache ist noch immer unklar

Zustand der Verletzten ist kritisch ­ Kripo ermittelt

Leipheim (rjk).

Nach
der Explosion im Leipheimer Autohaus Scheel am vergangenen Donnerstag,
bei der ein 17 Jahre alter Lehrling getötet wurde, ist der Zustand des
zweiten 19-jährigen Azubis sowie seines knapp 40 Jahre alten Meisters
weiter kritisch. Wie es zu dem Unglück kam, ist nach Angaben der
Polizei noch immer nicht bekannt, die Ermittlungen der Kripo laufen
weiter.

„Die Sachverständigen und die Kollegen von der
Kriminalpolizei Neu-Ulm haben in den vergangenen Tagen am Unglücksort
Daten und Spuren gesammelt und werten diese nun aus“, so
Polizeisprecherin Susanne Höppler gegenüber unserer Zeitung. „Die
Ermittler konnten nach dieser ersten Untersuchung noch nicht eindeutig
feststellen, ob ein technischer Defekt der Auslöser war oder es sich
beispielsweise um fahrlässiges Verhalten eines der Lehrlinge handelte.“
Die Auswertung der zusammengetragenen Spuren werde deshalb noch einige
Zeit in Anspruch nehmen.

Wie berichtet war es in der
Autowerkstätte am Donnerstag zu einer Explosion gekommen, bei der der
17-jährige Jugendliche verbrannte. Seine beiden Kollegen erlitten
schwerste Brandverletzungen und werden seitdem in Spezialkliniken in
München und Murnau behandelt. Das Unglück hatte nicht nur unter den
Mitarbeitern des Autohauses sowie den rund 60 Rettungskräften, die im
Einsatz waren, sondern auch in der ganzen Stadt Trauer und Bestürzung
ausgelöst.

Noch immer suchen die Brand-Experten der Kripo in den
Trümmern der Leipheimer Autowerkstatt fieberhaft nach Hinweisen, die
Rückschlüsse auf die mögliche Brandursache ergeben könnten.

Bilder: Weizenegger

Aus Günzburger Zeitung vom 27.09.2005

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