Unter Brandschutt und Löschschaum lag ein Toter

Von Georg Schalk, Waldstetten. Bei einem verheerenden Wohnungsbrand ist am Sonntagmorgen in Waldstetten (Landkreis Günzburg) ein Mensch ums Leben gekommen.

Nach Angaben der Kriminalpolizei Neu-Ulm von gestern Nachmittag handelt es sich dabei „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ um den 25-jährigen Mieter der Wohnung. Zweifelsfrei stehe dies aber noch nicht fest, sagte Ermittler Siegfried Mack. Genaueres soll eine Obduktion ergeben. Die Kripo beantragte diese gestern bei der Staatsanwaltschaft Memmingen.

Um 6.45 Uhr riss die Sirene die Menschen in Waldstetten und Umgebung aus dem Schlaf. In einem Mehrfamilienhaus an der Straße „Am Wurfbrunnen“ wurde ein Brand gemeldet. Auch Bürgermeister Emil Konrad wurde durch den lauten Heulton, der die Feuerwehrleute zum Einsatz rief, wach. „Ich eilte sofort zum Unglücksort.“

Dort angekommen, sah Konrad das ganze Ausmaß: Das Obergeschoss und der Dachstuhl auf einer Seite des Gebäudes brannten lichterloh. „Wir lösten gleich die nächsthöhere Alarmstufe aus“, berichtete Kreisbrandrat Robert Spiller. Nach und nach rückten neun Feuerwehren mit 23 Fahrzeugen an. Aus Günzburg wurde eine zweite Drehleiter angefordert. Zusammen mit der Drehleiter aus Ichenhausen bekämpften die Floriansjünger von oben die Flammen.

Schnell gelang es ihnen, den Brand unter Kontrolle zu bringen. Doch der Schaden war groß: Durch die Hitze verschmorten die Leitungen und zerbarsten die Fenster, Putz bröckelte, dichter Rauch quoll durch das gesamte Gebäude. In dem Haus befinden sich im Untergeschoss eine Werkstatt, Lager und Büros, im Obergeschoss zwei Wohnungen. Beide waren bewohnt.

Während sich die Familie – die Eltern und zwei Kinder – aus der einen Wohnung retten konnte, wurde nach dem Mieter der anderen Wohnung gesucht. Im Lauf der Nachlöscharbeiten machten Feuerwehrleute plötzlich eine schreckliche Entdeckung: Unter dem ganzen Brandschutt und Löschschaum lag ein Toter. Gestern Mittag hieß es aus der Einsatzzentrale der Polizeidirektion Krumbach lediglich, bei dem Leichnam handle es sich um eine „noch nicht identifizierte männliche Person“.

Warum das Feuer in der Wohnung, die später ausbrannte, ausbrach, ist unklar. Laut Kripo könnte es sich um einen technischen Defekt handeln, das Feuer könnte aber auch fahrlässig verursacht worden sein. Auch steht noch nicht fest, ob es sich um ein Eigen- oder Fremdverschulden handelt. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, sagte Siegfried Mack.

„Ein sehr tragischer Fall“, meinte Konrad. Eine so schlimme Sache habe er in seinen 23 Jahren als Bürgermeister noch nie erlebt. Im 1250 Einwohner zählenden Dorf verbreitete sich die Nachricht von dem tödlichen Brand wie ein Lauffeuer. Viele Waldstetter reagierten geschockt.

Die Wohnung, in der der Tote gefunden wurde, wurde komplett zerstört. Die andere Wohnung ist vorerst nicht mehr benutzbar. Die Familie soll zwischenzeitlich bei Verwandten unterkommen, informierte der Bürgermeister auf Anfrage. Der Brand hat einen Schaden von etwa 100 000 Euro verursacht, so die ersten Schätzungen der Kripo.

Aus der GZ vom 05.11.07

Dieser Bericht wird durch den KFV Günzburg bereitgestellt.

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