Horrorszenarien auf dem Leipheimer Fliegerhorst

Von Dieter März

Leipheim.  Eine nicht enden wollende Kolonne von Einsatzfahrzeugen von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk (THW) und Bayerischem Roten Kreuz steuerten in den Morgenstunden des vergangenen Samstags den Fliegerhorst Leipheim an. Der eine oder andere Passant mag vermutlich beim Anblick dieser Armada Überlegungen angestellt haben, was Schreckliches passiert sein könnte. Dieser Menschen-, Fahrzeug- und Materialaufwand diente jedoch einem guten Zweck: Auf Initiative des Kommandanten der Feuerwehr (FF) Günzburg, Christian Eisele, und dem Einsatzleiter des Rettungsdienstes, Reinhold Attenhauser vom Bayerischen Roten Kreuz (BRK) Günzburg, wurde dort eine fast zehnstündige Großübung durchgeführt.

Unfallsituationen wurden 28-mal „durchgespielt“

Dank guter Kontakte Eiseles zum für die Genehmigung zuständigen Kasernenkommandanten Hauptmann Jochen Wiedenbeck, konnte das Gelände „zivil“ genutzt werden. Auf dem weitläufigen Areal des Fliegerhorstes entstanden 17 verschiedene mögliche Unfallsituationen, die insgesamt 28-mal „durchgespielt“ wurden. So galt es unter anderem aus einer acht Meter tiefen Grube mehrere hinuntergestürzte und schwer verletzte Personen zu bergen. Keine leichte Aufgabe, die die Retter nur durch Abseilen bewältigen konnten. Die realistisch geschminkten „Verletzten“ wurden zunächst direkt vor Ort medizinisch versorgt und anschließend an die Oberfläche gehievt.

Weitere Szenarien beinhalteten unter anderem Fahrzeugbrände, Bergen eingeklemmter Personen in Fahrzeugen, Aufspüren und Bergen Verschütteter aus eingestürztem Gebäude, Rettung eines Fallschirmspringers, der in luftiger Höhe mit seinem Schirm an einem Mast hängen blieb, sowie Suche und Rettung von Personen, die durch den technischen Defekt eines Tankzuges in einer Halle mit Stickstoff kontaminiert wurden.

Nicht nur Feuerwehr und THW waren bei diesen Übungen gefordert, auch das BRK. So galt es doch, jedes Mal die „Verletzten“ zu versorgen. Zu diesem Zweck hatten die Rot-Kreuzler einen logistisch beachtlichen Verbands/Betreuungs-Zeltplatz aufgebaut. Nach der wohlverdienten Mittagspause, für die das BRK Augsburg mit seiner „Feldküche“ angerückt war, startete die Großübung, in die alle Beteiligten gleichzeitig eingebunden waren. Das Horrorszenario: Ein mit 20 Personen besetzter Bus kollidierte mit einem Tankwagen. Am Tankwagen lief Treibstoff aus und in die Kanalisation. Die entstandenen Benzindämpfe erreichten auf unterirdischem Weg eine benachbarte Schule, wo es zu einer Explosion kam, bei der 80 Schüler verletzt wurden.

Teilweise filmreif waren die Reaktionen der „Verletzten“, die entsprechend geschminkt waren. Die nachfolgende „Manöverkritik“ enthielt, nach Rückmeldung der eingesetzten Schiedsrichter und Beobachter, nur lobenswerte Worte. Zweifelsohne ein Beweis dafür, dass sich die Bevölkerung des Landkreises auf die Feuerwehren, das THW und das BRK verlassen können.

Aus der Günzburger Zeitung vom 17.09.2007

Schreibe einen Kommentar