Demonstration der Einsatzfähigkeit

Günzburger Retter simulieren einen Einsatz in der Innenstadt mit Drehleiter und Sprungtuch

Günzburg (kih).

Selbst Objekt eines Feuerwehreinsatzes sein ­ davor möge uns Gott bewahren. Aber mal als Unbeteiligter hautnah das Innenleben eines „Ernstfalles“ miterleben? Am vergangenen Samstag gab es Gelegenheit dazu, bei einer Demonstration der Günzburger Feuerwehr, anlässlich ihres Jubiläums.

Dicker Qualm dringt aus den Fenstern im zweiten Obergeschoß des Eckgebäudes Marktplatz /Pfluggasse. Es dauert nicht lange und drei Einsatzfahrzeuge der Günzburger Feuerwehr brausen mit Blaulicht und Martinshorn mitten durch Günzburgs „gute Stube“, mit Interesse beobachtet von einer dicht gedrängt stehenden Zuschauerkulisse. „Heute ist Publikum erwünscht“ verkündet Kommandant Christian Eisele über ein aufgestelltes Mikrofon „im Ernstfall müssten wir jetzt räumen“.

Dann kommentierte er, fachlich versiert und mit der Erfahrung des Praktikers, das routiniert ablaufende Geschehen. Gibt Auskunft über die Länge der Leiter, die mit geübten Handgriffen an die Hausfront angelehnt wird. Über die Aufgabe der beiden Männer die mit Atemschutzmasken (Gewicht: 20 Kilo, Preis: 4500 Euro) hintereinander die Leiter hoch klettern und durch ein Fenster in die Wohnung einsteigen. Erklärt warum die Schläuche gelb sind, wozu man eine Warmbildkamera verwendet und was der Grund ist, weshalb man heute vornehmlich mit Schaum löscht anstatt mit Wasser. Dann öffnet sich ein zweites Fenster, ein Mann erscheint, flehentlich ruft er um Hilfe: „Es brennt, ich komm nicht raus. Helft mir!“ Vier Mann der neunköpfigen „selbstständigen Einheit“ machen ein Sprungpolster klar, pumpen es blitzschnell auf, während einer ihrer Kollegen beruhigend zu dem Hilfesuchenden hoch ruft: „Bewahren Sie Ruhe, wir kommen“. Das einsatzbereite Sprungpolster wird exakt unter das Fenster gezogen ­ und die von Todesangst befallene Puppe wirft sich verzweifelt in die Tiefe. Die Landung ist weich, die Rettung perfekt.

Einen „Verletzten“ gibt es aber auch, er muss mit Hilfe von Drehleiter und BRK-Helfern aus der hoch gelegenen Wohnung gebracht werden. Eisele: „Es geht hier nicht um Schnelligkeit, sondern um Patientengerechtes Handeln“. Mit Tragbahre, Sauerstoffgeräten, EKG und sonstigen medizinischen Apparaten im Gepäck, lassen sich die Ersthelfer im Korb der Drehleiter computergesteuert in das qualmende Obergeschoß hochfahren, kurze Zeit später mit dem medizinisch versorgten und nach allen Regeln der Kunst gesicherten Patienten wieder nach unten.

Der Verletzte wird umgehend in den wartenden Sanka verfrachtet. Feuerwehrler und Patientendarsteller Robert Guldenschuh darf sich aber keine Erholungspause gönnen, denn übergangslos wird er in derselben Rolle, diesmal in der frei unter dem Drehleiterkorb schwebenden Schleifkopftrage, gebraucht. Kostenlos zwar diese aufwändige Art der Drehleiterrettung ­ aber nicht ganz billig. „Allein für die Anschaffung des Einsatzfahrzeuges“, so Eisele, „ist eine glatte halbe Million fällig“.

Letzte Übung: Selbstrettung eines Atemschutztrupps. Wenn keine andere Möglichkeit mehr bleibt, werden Feuerwehrmänner zu Alpinisten. Müssen sich abseilen wie Kletterer in der Steilwand. Spektakulär, aber nicht ganz ungefährlich. „Wir sind die einzige Feuerwehr im Raum Günzburg, die auf diesem Ausbildungsstand ist“ verkündet Kommandant Christian Eisele nicht ohne Stolz. Dementsprechend werden die gelungenen Aktionen der Männer von den Zuschauern mit Beifall auf offener Szene bedacht.

Günzburg kann stolz sein

Fazit dieser Veranstaltung am Puls des modernen Rettungswesens: Für die einen vielleicht lediglich von hohem Unterhaltungswert, für andere Grund zum Nachdenken, über das Wesen am Dienst für den Nächsten, über die Möglichkeit, dass man sich vielleicht selbst einmal hinter einem Fenster befindet aus dem Rauch dringt. Wie auch immer, bewiesen hat die Übung jedenfalls, was aus berufenem Munde bei so mancher Festansprache schon geäußert wurde: Günzburg kann stolz auf seine Feuerwehr sein.

Zu einer eindrucksvollen Demonstration der Einsatzfähigkeit und der topmodernen Ausrüstung wurde die Einsatzübung in der Günzburger Innenstadt. Am Ende waren sich alle einig: Günzburg kann stolz sein auf seine Feuerwehr.

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