Storchenrettung mit der Drehleiter

Ichenhauser Vogelkind bei Sturm aus dem Nest geweht

Eine dramatische Rettungsaktion hat gestern Früh im Ichenhauser Schlosshof stattgefunden: Das letzte verbliebene Storchenkind war durch den Sturm in der Nacht zum Donnerstag aus dem Nest vom Schulmuseums-Dach geweht worden und irrte nun durch den Schlossgarten. „Storchenvater“ Rudolf Thoma und 3. Bürgermeister Franz E. Zenker brachten mit Hilfe der Feuerwehr den Absturz zu einem vorerst glücklichen Ende – nun müssen nur die Storcheneltern ihr Junges wieder aufnehmen. Ansonsten endete die stürmische Nacht im Landkreis mit relativ geringen Schäden, so die Polizei. Die Feuerwehr Günzburg hatte mit zwei verhakten Kränen zu kämpfen.

„Wir hatten immer großes Glück mit unseren Storchenjungen, haben meistens zwei durchgebracht – nur heuer hat lediglich einer überlebt“, sagt Naturschutzbeauftragter Rudolf Thoma. Umso mehr war er alarmiert, als er gestern Früh um 7 Uhr von dem Absturz des Jungtieres hörte. Mit einem Karton „bewaffnet“ streifte Thoma sogleich durch den Garten beim Unteren Schloss, um den Vogel, der noch einen schwarzen Schnabel und schwarze Beine trägt, einzufangen. Kein ganz leichtes Unterfangen, wie Thoma schmunzelnd berichtet: „Er hat mich ganz schön mit seinem Schnabel bearbeitet.“

Vogel war unverletzt

Der Storchenfachmann untersuchte das Tier und konnte erleichtert feststellen, dass Beine und Flügel des Tieres offenbar nicht verletzt waren. „Der Storch hat lediglich einen sehr nervösen Eindruck gemacht – kein Wunder nach dieser Aufregung.“ Von alleine hätte es der Vogel nicht wieder in sein Nest auf dem Dach des Schulmuseums geschafft: „Mindestens 14 Tage wird es noch dauern, bis er selbstständig fliegen kann“, schätzt Thoma.

Othmar Frimmel von der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes und Rudolf Thoma waren sich jedoch einig: Das Storchenkind soll wieder in sein Nest gebracht werden. „3. Bürgermeister Franz E. Zenker ist ein Spezialist, was die Arbeit mit der Drehleiter der Feuerwehr angeht, deswegen haben wir ihn gebeten, zum Nest hinaufzufahren. Sicher im Karton verpackt (und mit mittlerweile zugebundenem Schnabel) reiste der Jungstorch also im Arm von Zenker Richtung zu Hause. Doch auch das erwies sich als nicht ganz einfach. Derzeit wird nämlich im Schlosshof Theater gespielt (wir berichteten), und Zuschauerstühle sowie die Bühne von „Im weißen Rössl“ machten den Platz für das Rangieren mit dem Feuerwehrfahrzeug sehr eng.

Der kleine Storch ließ sich jedoch von den Problemen nicht beeindrucken und machte sich – kaum von Zenker abgesetzt und mit befreitem Schnabel – ans Putzen seines Gefieders. „Er schien sich im Nest gleich wieder wohl zu fühlen“, berichtet Thoma. Der Storchenvater will nun in den nächsten Tagen beobachten, ob die Eltern ihr Junges wieder aufnehmen. „Besonders wichtig ist, dass der Kleine Wasser bekommt“, erklärt er. Sollte das nicht klappen, müsse der Jungstorch wieder heruntergeholt werden – dann will Thoma selbst das Tier aufpäppeln, wie er es schon einmal sechs Wochen lang getan hat. „Es ist aber nicht unwahrscheinlich, dass die erwachsenen Störche ihn wieder annehmen“, so der Fachmann.

Weit weniger gravierend wirkte sich der Sturm im Rest des Landkreises aus. Die Polizei berichtet von umgestürzten Bäumen und Bauzäunen, die viel Arbeit für die Landkreis-Feuerwehren bedeuteten. Es sei jedoch kein großer Schaden entstanden. In Krumbach stürzte ein abgerissener Ast auf ein Auto und beschädigte dieses. Menschen wurden laut Polizeiangaben bei dem Sturm nicht verletzt.

Baukräne verhakten sich

Neben kleineren Aktionen wegen umgestürzter Bäume, bei denen auch die Stadtteilfeuerwehr Leinheim half, hatte die Feuerwehr Günzburg in der Nacht noch einen größeren Einsatz, als sich im Neubaugebiet an der Geschwister-Scholl-Straße durch die heftigen Windböen zwei Baukräne miteinander verhakten. „Gemeinsam mit dem städtischen Bauhof mussten wir das ganze Gebiet großräumig absperren, weil einer der beiden Kräne umzufallen drohte“, schildert Feuerwehrkommandant Christian Eisele den Einsatz. Das Baugerüst eines Neubaus, welches ebenfalls durch den Sturm umgefallen war, erschwerte zusätzlich die Arbeiten: Das Gerüst war auf einen Stromverteiler gefallen, das Baugebiet hatte vorübergehend keine Elektrizität mehr.

Einem aus Ulm herbeigerufenen Kranführer gelang es schließlich, mittels Fernsteuerung die Kräne zu entwirren.

Aus der GZ vom 07.07.06

Dieser Bericht wird durch den KFV Günzburg bereitgestellt.

Schreibe einen Kommentar