Weitester Einsatz: Österreich

Die Freiwillige Feuerwehr Günzburg wurde im vergangenen Jahr 450 Mal alarmiert

Günzburg (dim).
Zu 450 Einsätzen wurde die Freiwillige Feuerwehr Günzburg im vergangenen Jahr gerufen. Dabei standen technische Hilfeleistungen, wie Kommandant und Stadtbrandinspektor Christian Eisele bei der Dienstversammlung der Stützpunkt-Wehr informierte, mit 228 Alarmierungen an erster Stelle. 2004 waren es noch 214 Einsätze. Außerdem mussten die Floriansjünger zu 31 (54) Bränden ausrücken. Die restlichen Einsätze beziehen sich auf Wachdienste, Fehlalarmierungen und Besetzung der Nachalarmierungsstelle im Gerätehaus in Günzburg.

Oberbürgermeister und Vereinsvorsitzender Gerhard Jauernig lobte bei der Dienstversammlung im Forum am Hofgarten die beispielhafte Freiwilligkeit und das große Engagement der 93 aktiven Helfer bei fortwährenden Aus- und Weiterbildungen sowie Einsätzen bei Tag und Nacht – ob bei Schnee, Eis und strömendem Regen oder extremer Hitze. Jeder Euro, der in den Haushalt der Feuerwehr investiert werde und wird, sei eine sehr gute und sinnvolle Geldanlage, so Jauernig.

So wurde 2005 ein Hilfs- und Löschfahrzeug (HLF 20/10), das sowohl für die Technische Hilfeleistung als auch für Löschmaßnahmen konzipiert wurde, für 365 000 Euro beschafft. Mit dieser Ersatzbeschaffung wurden ein Tanklöschfahrzeug (Baujahr 1976) und ein Gerätewagen „Strahlenschutz“ (Baujahr 1967) stillgelegt. Für 2006 stehen weitestgehend Ersatzbeschaffungen wie ein Pulverlöschfahrzeug (das Altfahrzeug stammt aus dem Jahr 1980), ein Atemschutzprüfstand und die Erneuerung der „betagten“ Hallentore im Vordergrund.

In seinem Jahresbericht blickte Kommandant Eisele auf das umfangreiche Aus- und Weiterbildungsprogramm zurück. Die gesamte Wehr hielt 32 Übungen ab, die einzelnen Züge absolvierten weitere Sonder- und Alarmübungen. Hier hätten sich die Übungen im kleineren Rahmen bewährt, wenn auch das Training der gesamten Wehr unverzichtbar sei, um das Zusammenwirken der Gruppen und Züge für den Ernstfall zu schulen, so Eisele. Die Maschinistenausbildung wurde auf die Fahrzeugausstattung der Günzburger Wehr abgestimmt. Zusammen mit der Neu-Ulmer Feuerwehr erfolgte ein Lehrgang für Drehleiter-Maschinisten an Günzburger Objekten. Im Bereich Technische Hilfeleistung nahmen vier Feuerwehrler an den „Rescue Days“ in Augsburg teil.

In schweißtreibender Tätigkeit galt es, 20 Lkw-Fahrerhäuser so zu bearbeiten, dass eingeklemmte Trucker befreit werden können. Da jeder Fahrzeugtyp anders konzipiert ist, nahm die Günzburger Wehr 2005 ein Computersystem in Betrieb, bei dem sich die Retter einen schnellen Überblick über die im Fahrzeug eingebauten Komponenten verschaffen können. Zusammen mit dem Bayerischen Roten Kreuz wurde eine 48-stündige Sanitätsausbildung durchgeführt, gefolgt von einer zwölfstündigen Nachtübung im Fliegerhorst Leipheim, bei der mehr als 300 Einsatzkräfte in 18 verschiedenen Übungsfällen ihre Kenntnisse unter Beweis stellen mussten.

Der Kommandant berichtete, dass es bei Einsätzen im vergangenen Jahr durch umsichtige und schnelle Hilfe gelungen sei, 36 Menschenleben zu retten. Ein herausragender Einsatz sei im Januar die Bergung eines mit Aluminiumschlacke beladenen Lkw auf der Autobahn gewesen. Dessen Ladegut entwickelte, bedingt durch einsetzenden Regen, schädliche Gase. Wegen der fachgerechten Entsorgung, die das Umweltbundesamt zur Auflage machte, wurde der verunglückte Brummi unter Begleitung der Günzburger Wehr, nach Braunau in Österreich zurückgebracht. Im März galt es, bei einem zehnstündigem Einsatz einen umgestürzten Sattelzug, der auch Gefahrgut geladen hatte, zu bergen. Zwei Monate später wurden die Helfer auf die B 16 Richtung Gundelfingen gerufen. Dort waren zwei Autos ungebremst zusammengeprallt, von denen einer in Flammen aufging. Die beiden jungen Fahrer starben noch vor dem Eintreffen der Helfer an der Unfallstelle.

Bei dieser Art von Einsätzen sind sehr oft die im Landkreis Günzburg gut organisierten Notfallseelsorger gefragt. Solche Geschehnisse gehen auch an so manchem Feuerwehrler nicht spurlos vorüber. Schon eine Woche später galt es einen mit Abbrucharbeiten beschäftigten Ichenhauser Feuerwehr-Kollegen zu bergen, der von einer einstürzenden Betonmauer verschüttet wurde. Auch andere kleineren und größeren Einsätze, Verkehrsunfälle, Chemie-Explosionen mit Brand, starke Regenfälle mit Überflutungen von Gebäuden sowie Wohnhaus- und Kellerbrände zeigten laut Eisele so manches Leid auf, das die Geschädigten und Betroffenen erfuhren. Insgesamt brachten es die Helfer im vergangenen Jahr auf 7925 Einsatzstunden.

Dass auch die „Personalpolitik“ stimmt, bewiesen die Zahlen der „Langgedienten“ und die des Nachwuchses. Für 30-jährige Mitgliedschaft wurden Peter Demharter, Georg Megyes und Artur Tonhäuser geehrt. Den Status eines Oberfeuerwehrmanns bekleiden jetzt Thomas Deininger, Martin Schmitz und Markus Stocker. Das Ärmelabzeichen zum Hauptlöschmeister erhielt Peter Demharter und Achim Senser. Reinhold Hobor wurde aufgrund seiner Fachkenntnisse zum Oberbrandmeister befördert.

Jugendwart Sven Megyes berichtete, dass die kontinuierliche Nachwuchsarbeit Früchte trage. 21 Jugendliche bereiteten sich bei eigenen Übungen auf die spätere Feuerwehr-Tätigkeit vor. Bei überörtlichen Lehrgängen bewiesen die Anwärter ihr Wissen durch gute Platzierungen bei Tests. Als „kleine“ Anerkennung erhielten die Jugendlichen eine eigene, verkleinerte, Fahne mit Stadtwappen und den städtischen Farben aus der Hand von OB Gerhard Jauernig.

Aus Günzburger Zeitung vom 27.01.2005

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